Biografische Eckdaten der Interviewten:
• 1969 Geburt in der Türkei
• 1979 erste Migration nach Österreich. Danach einjährige Rückkehr in die Türkei, Ankara
für einen Internatsaufenthalt
• Ab dem Sommer 1980 endgültiger Verbleib in Österreich
• Im Anschluss Besuch von Volksschule, Hauptschule, Polytechnikum
• Danach 3-jährige Ausbildung zur Frisörin bis zur Gesellenprüfung und anschließende
Arbeitszeit als Frisörin in Reutte mit nebenberuflicher Tätigkeit als Türkisch-Deutsch
Dolmetscherin
• 1989 Arbeitsbeginn als Beraterin beim ZeMiT Tirol
• 1990 Umzug nach Innsbruck
• Zunehmende Zusammenarbeit mit dem AMS Tirol
• Ab ca. 2000 Kooperationsvereinbarung mit der LGS/AMS und Dienstaufnahme in
verschiedenen Beratungsaußenstellen
• Weitere Tätigkeit als Beraterin bis 2020 mit Wohnort in Innsbruck
Thematische Zusammenfassung des Interviews
• Erzählung über Geburt, Ankunft in Österreich im Jahr 1979 und die anfängliche Befremdlichkeit von der Großstadt in das Bergland zu ziehen und die starke Sehnsucht
nach Ankara zurückzugehen. Nach einjähriger Rückkehr in die Türkei mit Internatsaufenthalt
kam es im Sommer 1980 zum endgültigen Verbleib in Österreich durch den
Militärputsch in der der Türkei. (Zeile 8-36)
• Bericht über Schulzeit bis zur Lehre und zweijährige Tätigkeit als Frisörgesellin. Nach
der Anfrage als Dolmetscherin für die Ausländerberatungsstelle in Innsbruck zu arbeiten,
kam es 1990 zum Umzug nach Innsbruck. Es gab anfängliche Schwierigkeiten
von den türkischen Klienten als Beraterin akzeptiert zu werden. (Zeile 37- 66)
• Bericht über die Anfänge mit den arbeitsrechtlichen Beratungen und Übersetzungen
und weiteren Leistungen am ZeMiT und in den Regional- und Landesstellen, die
Probleme mit den Behörden die bis zum EU-Beitritt, der Veränderung der Gesetze
und bürokratischen Vorgaben existiert haben. Über die Jahre verbesserte sich stetig
die Zusammenarbeit mit dem Arbeitsmarktservice Tirol, durch verschiedene Maßnahmen,
die das ZeMiT dort durchgeführt hat. (Zeile 71- 123)
• Erzählung über die Wahrnehmung als ZeMiT- Beraterin beim AMS und den Herausforderungen
mit den Behörden. Neben der zunehmenden Anerkennung und Unterstützung
der jeweiligen Arbeitsweise zwischen ZeMiT und AMS ging anfänglich in
den späten 80er Jahren vom ZeMiT politischer Aktivismus aus, der zu Demonstrationen
aufgerufen und alle Beteiligten und die betroffenen MigrantInnen aktiviert hat.
(Zeile 125 - 169)
• Aus heutiger Sicht ist die Arbeit des AMS ohne die Leistungen des ZeMiT nicht mehr
vorstellbar, was sich aus der zunehmenden Notwendigkeit der MigrantInnenberatung
entwickelt hat. Aufzählung der Themen, deretwegen die Klienten zu den Beratungen
ins ZeMiT gekommen sind. Über die Zeit haben sie sich durch den Generationenwandel
und die zunehmende Sesshaftigkeit vor allem von türkischen MigrantInnen
in Österreich, gewandelt. Erzählung über den wichtigen Wandel des Arbeitsalltags/
Arbeitsweise durch die Digitalisierung für die Beratungsarbeit am ZeMiT. Nach
Verfügung über die ersten Räume im AMS und den Ausbau kam es zur Rollenveränderung
des ZeMiT für das AMS. Durch die interinstitutionelle Verankerung verstärkte
sich die anerkennde Wahrnehmung der ZeMiT-BeraterInnen von den dortigen MitarbeiterInnen,
obwohl für sie von manchen auf die Funktion als DomletscherInnen reduziert
werden. (Zeile 171 - 306 )
• Als Höhepunkt ihrer Beratungskarriere nennt die Interviewte die Unterstützung einer
Türkin im Frauenhaus, der sie geholfen hat, sich unabhängig von ihrer gewalttätigen
Familie ein selbstständiges Leben in Innsbruck aufzubauen. (Zeile 313 - 347)
• Der Grund als Jugendliche den türkischen MitbürgerInnen/ MigrantInnen in Reutte zu
helfen und ihr weiterer Weg zur Ausländerberaterin, war die soziale Einstellung des
Vaters, der sie ermutigt hatte, sich für die Menschen der ersten Generation von Migranten,
die anfangs meist ohne Familie in Triol blieben, zu engagieren und zu dolmetschen.
(Zeile 355 - 371)
• Als ein aktuelles und zukünftig wichtiges Thema für die Arbeit am ZeMiT wird die
Vermittlung bzw. Pensionierung und adäquate Versorgung von arbeitslosen und gesundheitlich
belasteten Klienten gesehen. Ein Vorschlag wäre, stärker den Hintergründen
der depressiven Zustände der meisten Betroffenen nachzuforschen, der eine
zeitlang von Ärzten auf Heimweh zur verlassenen Türkei zurückgeführt wurde. Als
eine weitere Zielsetzung für die Zukunft der Beratung wird die politische Unterstützung
und politische Bildung der MigrantInnen genannt. Es wäre wünschenswert,
dass die Betroffenen mehr über die politischen Vorgänge und gesetzlichen Entwicklungen
Bescheid wissen würden, damit sie selbstständig aktiv daran teilnehmen
können. (Zeile 337 - 445)