Die Pässe dokumentieren die Migrationsgeschichte von Herrn Kerpic im Detail. Am 8. 10. 1971 ist erstmals mit einem Kollegen nach Österreich gefahren um dort zu arbeiten. An der türkischen Grenze mussten jeweils 5000 Lira bezahlt werden. Da Herr Kerpic das Geld nicht hatte, wurde er zurückgeschickt. Bei seinem nächsten Versuch kam er "über die Berge" nach Kärnten. Schon bald gelang es ihm jedoch seinen Aufenthalt zu legalisieren. Bei einem seiner ersten Grenzübertritte gab es Schwierigkeiten, da sein Pass eine falsche Seriennummer hatte. Bis heute hat ist ihm der Satz "Sie sind verhaftet" im Gedächtnis geblieben. Nach zwei bis drei Stunden hatte sich die Situation aufgelöst und er konnte zum türkischen KOnsulat nach Salzburg weiterreisen. Die fehlerhafte Seite des Passes wurde zusammengeklammert.
Die Mandarine ist ein Geschenk einer Freundin an Herrn Mahdlou, die er am letzten Tag vor seiner Flucht von der Türkei bekam. Er versprach, dass er die Mandarine bei seiner Reise immer dabei haben werde und in jedem Land ein Foto mit ihr machen werde. Daraus entstand eine improvisierte Fotodokumentation. Der biologische Verfall der Mandarine ist ein Spiegel für das Vergehen der Zeit auf der Flucht und nach der Ankunft in Österreich.
Die Serie enthält analoge und digitale Rechercheergebnisse, sowie Schriftquellen und Fotos aus anderen Archiven/ Museen und Gemeindechroniken, die im Zuge der Recherchen für das Projekt Erinnerungskulturen bzw. für die Ausstellung "Hier zuhause" ausgehoben wurden. Sie gibt einen Einblick in migrationsgeschichtliche Quellen in diesen Archiven. Es handelt sich um folgende Einrichtungen: Diözesanarchiv Tirol Archiv der Produktionsgewerkschaft PROGE Tirol Jenbacher Museum Textil AG Landeck Jugendzentrum Z6 Ortschronik Fulpmes Gemeindearchiv Matrei in Osttirol
Frau Genç erwarb einige dieser Dinge von ihrem ersten Gehalt bei Baldassarini in Imst. Die Hälfte ihres Gehalts schickte sie zu ihren Eltern nach hause, mit der anderen Hälfte konnte sie selbst Dinge einkaufen. Das Radio erwarb sie um 700 Schilling, das Bügeleisen um 150 Schilling. Pro Monat verdiente Frau Genç 1600 Schilling, welche in 2 Raten alle 5 Tage ausbezahlt wurden. Das Telefon stellte eine wichtige Verbindung zu ihren Eltern in der Türkei dar. Zuerst tätigte sie die Telefonate vom Postamt aus, wo man mehrere Stunden auf einen Anruf warten musste. Ab 1974 gab es dieses Telefon im Heim.