Im Juli 1985 eröffnete Alfred Dallinger, der damalige Bundesminister für Soziales (1980-1999), den „Verein zur Betreuung und Beratung ausländischer Arbeitnehmer in Tirol – Ausländerberatungsstelle Tirol“. Bereits 1984 wurde der Verein von einer Gruppe rund um Walter Guggenberger, Abgeordneter zum Österreichischen Nationalrat (1983-1999), gegründet und nahm seine Tätigkeit nach der offiziellen Eröffnung in der Leopoldstraße in Innsbruck auf. Anfang der 2000er Jahre wurde der Vereinsname in „Zentrum für MigrantInnen in Tirol – ZeMiT“ geändert.
Für die Auseinandersetzung mit der Vereinsgeschichte ist es jedoch wichtig, die historischen Ereignisse der 1980er Jahre zu berücksichtigen: Der massive Abbau von ausländischen Arbeitskräften ab Mitte der 1970er Jahre und insbesondere der rasante Anstieg der Arbeitslosigkeitsquote zwischen 1980 und 1983 in Österreich stellten die Arbeitsmarktpolitik vor große Herausforderungen. Es war notwendig, neue Lösungsansätze zu schaffen. Mit der „Aktion 8.000“ unter Bundesminister Alfred Dallinger sollte einerseits die Langzeitarbeitlosigkeit bekämpft, andererseits Menschen beim (Wieder-)Einstieg in den Arbeitsmarkt unterstützt werden. Das neue Programm der Politik ermöglichte u. a. die Auslagerung von Diensten der Arbeitsverwaltung, im Zuge dessen erste sozialökonomische Betriebe, aber auch arbeitsmarktpolitische Beratungs- und Betreuungseinrichtungen (BBE) entstanden sind. Dazu zählen die 1983 schrittweise in vielen Bundesländern Österreichs gegründeten Beratungs- und Betreuungseinrichtungen für Migrant\*innen. Damals wie heute ist es die primäre Aufgabe des Vereins, ausländischen Arbeitnehmer\*innen und deren Familienangehörigen, Eingebürgerten und anerkannten Flüchtlingen vertraulich, kostenlos und mehrsprachig arbeitsmarkt- und sozialpolitische Beratung anzubieten. Neben Beratungen in der Zentrale finden im Auftrag der Landesgeschäftsstelle des Arbeitsmarktservices Tirol auch in den Regionalgeschäftsstellen des AMS Sprechstunden statt. Das Beratungsangebot wurde 2013 mit der Anerkennungsberatung (AST- Anlaufstelle für Personen mit im Ausland erworbenen Qualifikationen) für Tirol und Vorarlberg erweitert. Aufgrund der jahrelangen, erfolgreichen Arbeit in der AST-Beratung im Bundesland Vorarlberg wurde das ZeMiT vom AMS Vorarlberg mit weiteren Projekten wie der Beratung von bleibeberechtigten Flüchtlingen beauftragt und setzt diese in Bregenz und Feldkirch um.
In der Zwischenzeit ist das ZeMiT ein wesentlicher Teil der Soziallandschaft Tirols und hat sich insbesondere ab den 1990er Jahren mit Aktionen für die Rechte von Migrant\*innen und später mit zahlreichen internationalen wie nationalen Projekten zu einer wichtigen Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Zivilgesellschaft etabliert. Eines dieser Projekte ist das Dokumentationsarchiv Migration Tirol – DAM. Eng verbunden ist die Geschichte des DAM nämlich mit jener des Trägervereins ZeMiT. Sowohl die Beratungspraxis als auch aktivistische Initiativen im Kampf um Rechte von Migrant\*innen und gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit wurden bereits sehr früh vom ehemaligen Sekretär und dem späterem Geschäftsführer (1985-2020) des ZeMiT, Gerhard Hetfleisch, dokumentiert. Als Historiker und aus geschichtswissenschaftlichem Interesse sammelte er Beratungsunterlagen und weitere Zeitdokumente, welche später die Grundsteine für das DAM gelegt haben. Als Gründungsmitglied und Wegbegleiter sind Gerhard Hetfleisch und Walter Guggenberger nach wie vor Mitglieder des ZeMiT-Vorstands. Walter Guggenberger führt seine Tätigkeit als Vorsitzender des Vorstands weiterhin fort. Seit 2020 ist Mirjana Stojaković Geschäftsführerin der Institution.
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